Wie gut sind Pink Lady Äpfel wirklich?
Pink Lady Äpfel in Deutschland
Die Äpfel sind das beliebteste Obst in Deutschland. Ganze 19 Kilo isst jeder Deutsche jährlich und hat dabei theoretisch eine Auswahl aus ca. 2000 Sorten. Allerdings beherrschen davon lediglich 11 Sorten die Auslagen der Supermärkte. Die häufigsten sind bekannte Sorten wie Jonagold, Elstar, Gala oder Braeburn. In den letzten Jahren gibt es aber immer häufiger sogenannte „Clubsorten“ wie z.B. den Pink Lady Apfel mit einem beachtlichen Marktanteil von 14 %. Besonders auffällig bei diesen Äpfeln ist die gesund wirkende rote Farbe, aber auch der hohe Preis. Mit 2,39 € pro Kilo sind Pink Lady Äpfel fast doppelt so teuer wie der durchschnittliche Kilopreis anderer Sorten im Discounter (Stand 2021, Aldi Nord). Aber woher kommen die Pink Lady Äpfel? Und sind sie wirklich besser als bekannte Sorten wie Elstar oder Fuji?
Was ist eine Apfel Clubsorte?
Die sogenannten Clubsorten sind exklusive Züchtungen von Äpfeln, die aus bereits bestehenden Sorten neu gekreuzt werden. Das passierte auch schon in der Vergangenheit, doch mittlerweile ist es möglich, die neu gekreuzten Sorten rechtlich vom Bundessortenamt schützen zu lassen und den Markennamen mit einem Patent zu versehen. So geschah dies auch Ende der 90er mit den Sorten Golden Delicious und Lady Williams, die zu der Sorte Cripps Pink gekreuzt wurden. Die Herkunft der Pink Lady Äpfel liegt also in dieser Sorte. Solche rechtlich geschützten Äpfel dürfen nur von Bauern angebaut werden, die eine Lizenz dafür beim Hersteller erwerben. Und diese Lizenzen sind nicht billig. Der Hersteller kann so genau kontrollieren, wer seine Äpfel anbaut und wie viele davon auf den Markt kommen (künstliche Verknappung). Dies und die teilweise gigantischen Marketingkampagnen hinter den Apfelsorten sind der Grund für den hohen Preis des Apfels. Im Fall von Pink Lady wird der Apfel als Lifestyle Produkt vermarktet und mit großen Social Media Kampagnen beworben oder auch auf dem „Pink Lady Day“ in Frankreich als Erlebnis verkauft. Kunden können auf der Website sogar einem Pink Lady Fanclub beitreten.
Schmecken Pink Lady Äpfel besser als andere Sorten?
Da Pink Lady Äpfel nicht in puncto Preis überzeugen können und als Alternative zu herkömmlichen süßen Snacks verkauft werden, müssten sie geschmacklich sehr überzeugen. Das ZDF-Magazin Zoom führte dazu ein Experiment durch und ließ Passanten in einer Einkaufsstraße sechs Sorten von Äpfeln probieren: Die Supermarktäpfel Pink Lady, Elstar und Gala und „Goldparmäne“, „Prinz Albrecht von Preußen“ sowie „Finkenwerder Herbstprinz“ als Vertreter der alten Sorten, die man heutzutage aufgrund ihrer Optik kaum noch in den Läden findet. Überraschender weise wählten von 50 Testern 28 die Sorte Elstar als Favoriten, während Pink Lady nur 4 Stimmen erhielt. Häufig wurde ein zu süßer und wenig aromatischer Geschmack kritisiert. Die alten Sorten erhielten fast 40 % der Stimmen.
Sind Pink Lady Äpfel gesund?
„An apple a day keeps the doctor away“ ist ein Spruch, den sich jeder zumindest als Kind schon einige Male anhören musste. Und in der Tat, Äpfel enthalten viele wertvolle Stoffe für den Körper. Vor allem die wenig bekannten Polyphenole können den Körper vor chronischen Krankheiten wie Rheuma, einige Krebserkrankungen und Allergien helfen (Institut für Obstbau, Hochschule Geisenberg). Doch gibt es Unterschiede beim Polyphenolgehalt der Apfelsorten? Das Institut für Obstbau stellte fest, dass die erwähnten alten Sorten wie „Eifeler Rambur“ deutlich mehr Polyphenole enthalten als die klassischen Supermarktäpfel. Pink Lady Äpfel enthalten nur knapp ein Viertel so viel Polyphenole wie alte Sorten und auch klassische Sorten wie Elstar wiesen eine höhere Konzentration auf. Warum haben Pink Lady Äpfel so wenig Polyphenole? Dies liegt daran, dass Pink Lady als Lifestyle Produkt verkauft wird und zum einen besonders gut aussehen muss und zum anderen stets gleich süß schmecken soll. Polyphenole sorgen aber eher für einen sauren, leicht bitteren Geschmack und lassen die Äpfel auch schneller braun werden. Für eine hochpolierte Marketing-Kampagne sind diese Eigenschaften natürlich nicht geeinigt und wurde so herausgezüchtet.
Wie werden Pink Lady Bäume angebaut?
Wer selbst einen Pink Lady Baum anbauen möchte, muss darauf leider verzichten. Lediglich Bauern, die hohe Lizenzgebühren zahlen, ist es gestattet diese Bäume anzupflanzen. Und selbst wenn dem nicht so wäre, bietet sich Pink Lady aufgrund des hohen Pflegeaufwands nicht als Baum für den eigenen Garten an. Damit Supermarkt-Sorte wie Elstar, Pink Lady usw. den hohen Ertrag bringen, der für den deutschen Markt nötig ist, müssen sie bis zu 20-mal pro Jahr mit Pestiziden gespritzt werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit fand in diesem Zusammenhang heraus, dass auf 80 % der Supermarkt Äpfel Rückstand von Pestiziden zu finden sind. Man sollte seine Äpfel also äußerst gründlich waschen und niemals direkt aus der Packung essen. Club-Sorten sind noch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge und müssend deshalb wesentlich öfter gespritzt werden, da sonst Apfelkrebs und Schimmel drohen und die ganze Ernte vernichten könnten.
Wie gut sind Pink Lady Äpfel also wirklich?
Pink Lady Äpfel sind eher ein Lifestyleprodukt und eine Alternative zum klassischen Schokoriegel. Mit dem Image des gesunden und nachhaltigen Apfels haben sie nur wenig gemeinsam. Wer also ungern Obst isst, aber nicht nur Süßigkeiten essen möchte, findet mit Pink Lady eine süße Alternative. Wer sich wirklich gesund und vor allem nachhaltig ernähren möchte, sollte auf alte Apfelsorten direkt vom Hofladen oder dem Wochenmarkt zurückgreifen.